Biografien | Repertoire

 

Pressestimmen Lied-Duo

Vor einiger Zeit haben einzelne Zeitungsverlage (entgegen jahrelanger Praxis) damit begonnen, ihr Nutzungsrecht an den Musikkritiken mit Abmahnungen an die Künstler durchzusetzen. Dies bedeutet, dass wir ab sofort jede Veröffentlichung vorab mit dem betreffenden Zeitungsverlag abstimmen bzw. genehmigen lassen müssen. Dieser aufwändige Weg nimmt einige Zeit in Anspruch, was sich wiederum auf die Aktualität und die Anzahl der an dieser Stelle veröffentlichten Musikkritiken auswirkt. Hierfür bitten wir um Verständnis.

Liederabend –
»Die schöne Müllerin« von Franz Schubert


Sie wollten das Konzert im Andenken an ihren am Wochenende gestorbenen Lehrer Irwin Gage musizieren, sagte Götz Payer. In Irwin Gages
Meisterklasse für Liedgestaltung in Zürich hätten er und Andreas Weller auch Franz Schuberts »Schöne Müllerin« erarbeitet. Dieser Liederzyklus (op. 25 D 795) aus dem Jahr 1823, zweifellos ein
Höhepunkt des romantischen Kunstliedgenres, eröffnete am Donnerstagabend die Reihe »Kammermusik im Bürgerhaus« innerhalb der Veranstaltungsreihe »Kultur-Momente Bad Urach«.

Mit dem Tenor Andreas Weller und dem Pianisten Götz Payer standen zwei vorzügliche Interpreten auf der Bühne unterm hohen Dach der ehemaligen
Schlossmühle. Vor allem ihre künstlerische Ebenbürtigkeit, von der Schuberts Intention profitierte, dass Klavier und Stimme gleichgewichtig gestalten, brachte eine packende Dichte und Dramatik hervor. Und Andreas Wellers subtile schauspielerische Darstellung vor allem
in der Mimik zeigte wieder einmal, um wie viel reicher ein Konzerterlebnis gegenüber einer Tonaufnahme ist.

Blick ins Gemüt
Die von Schubert für seinen Liedzyklus ausgewählten Gedichte seines Zeitgenossen Wilhelm Müller schildern die unglückliche Liebesgeschichte eines Müllergesellen zu einer Müllerstochter, die
zunächst seine Zuneigung zu erwidern scheint, sich dann aber einem strammen Jäger zuwendet und damit den Gesellen in den Freitod treibt. 18 der 20 Lieder erzählen die Geschichte aus der Sicht des
Gesellen, der seine Empfindungen gerne einem Bach anvertraut; im vorletzten Lied treten Bach und Geselle in einen Dialog, und am Ende steht »Des Baches Wiegenlied«, in dem der Bach dem Toten ergreifend »Gute Ruh« wünscht.

Der Bach und der Geselle
»Das Wandern ist der Müllers Lust« hat bei Andreas Weller (Enkelsohn von Hans Grischkat) noch volksliedhafte Allgemeingültigkeit und wird von Götz Payer geradezu bildhaft illustriert, wenn von
den schweren Steinen die Rede ist oder im zweiten Lied vom plätschernden Bächlein. Mehr und mehr wandert der Blick ins Gemüt des Gesellen, den Weller wohlkalkuliert die unterschiedlichen Erregungsphasen durchleben lässt. »Sag’ Bächlein, liebt sie mich?« äußert sich noch mit Verzagtheit, um dann in den Schrei zu münden: »Dein ist mein Herz«, wobei vom Flügel das Herzklopfen regelrecht kriegerisch tönt.
Gefühlsregungen sprichwörtlich von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt erhalten in der Darbietung des Liedduos Weller/Götz Gestalt und Glaubwürdigkeit. Dabei geht der Tenor auch bis an die Grenzen seiner Stimme, die in erregter Höhe grell wird. Die Strapazen dieser schonungslosen Gestaltung sind dann auch kurz hörbar, bevor er wundervoll weich in vollendet romantischem
Lyrikton das Wiegenlied für den aus dem Leben Geschiedenen singt: »Wandrer, du müder, du bist zu Haus.«
Den anhaltenden Beifall belohnten Götz Payer und Andres Weller mit Franz Schuberts Lied »Jüngling an der Quelle«.

  Programm: Franz Schubert
Schöne Müllerin D 795
  Quelle: Reutlinger Generalanzeiger vom 21.4.2018
Autor: Monique Cantré
     

 

Berauschend: Zwischen Illusion und Wirklichkeit

Für die „schöne Müllerin“ ist die ehemalige Schlossmühle der ideale Aufführungsort: Sie atmet immer noch ein wenig Mühlenflair, gerade an dem unten durchs Gebäude fließenden Bach, dem man sich im Treppenhaus nähern kann. Oben im Prof.-Dr.-Willi-Dettinger-Saal war die Atmosphäre familiär; relativ wenig Publikum hatte sich eingefunden, darunter Angehörige des Sängers (und Grischkat-Enkels) Andreas Weller.

Götz Payer begrüßte die Anwesenden mit dem Hinweis auf den Tod von Irwin Gage vor wenigen Tagen. Mit diesem berühmten Liedbegleiter hatten Weller und Payer noch bis vor kurzem in Zürich gearbeitet, seinem Andenken wurde dieser Abend gewidmet.

Fesselnder Liederabend
Tatsächlich war ein durchgehend fesselnder Liederabend zu erleben; das Publikum konnte tief eintauchen in den Gedichtzyklus Wilhelm Müllers, die geniale Vertonung Franz Schuberts und die tragische Liebesgeschichte des Müllerburschen. Andreas Weller und Götz Payer vollzogen nicht nur die Entwicklung vom ersten Hoffen über Verliebtsein und Eifersucht bis zum tödlichen Ende nach, sondern differenzierten auch mittels Artikulation und nuancierter Gestaltung zwischen den unterschiedlichen Ebenen der Wahrnehmung, die nie wirklich eindeutig schien: den innigen, zart durchgestalteten Tagträumen, dem Überschwang (der Liebe? der Illusion?), dem schmerzhaften Einbruch der Realität mit dem symbolhaften Grün des Jägers. Geradezu wütend schleuderte der Sänger „Die geliebte Müllerin ist mein!“ heraus, so dass sich spätestens an dieser Stelle die vermeintliche Liebesgeschichte als allzu einseitig entlarvte.

Dieser Gratwanderung zwischen Illusion und Wirklichkeit entsprach auch Andreas Wellers stimmliche Gestaltung. Seine leichte, helle Tenorstimme schien gerade in den Grenzsituationen manchmal fast zu brechen, um dann doch wieder Stärke und Durchschlagskraft zu gewinnen. Von früheren Auftritten her kennt man seine besondere Fähigkeit, die leisen Bereiche auszugestalten. Nun war er auch als laut auffahrend Verletzter zu erleben: In „Die liebe Farbe“ kehrte er das Innerste nach außen, die Wut schlug in scharfe, ja böse Ironie um.

Wellers langjähriger Klavierpartner Götz Payer assistierte flüssig und einfühlsam am Flügel; er deutete in Schuberts Klavierpart die Umschwünge an, die der singenden Figur verborgen bleiben, und fügte Andreas Wellers vieldeutiger Darstellung zusätzliche Facetten hinzu. Den Schluss, in dem der sonst von Schubert und Müller nur als innerer Spiegel verwendete Bach zum berauschenden Akteur wird, bannten beide gemeinsam in makellosem und feinfühligem Zusammenspiel in eine tödliche Magie der Schönheit.

So könnte Schubert das gemeint haben; so hätte es vermutlich auch Irwin Gage gefallen, so beeindruckte es auf jeden Fall das Publikum unterm Dach der Schlossmühle.

  Programm: Franz Schubert
Schöne Müllerin D 695
  Quelle: Südwestpresse vom 21. April 2018
Autor: Susanne Eckstein
     

 

Ein Zauber im Schimmern der Tränen

Andreas Weller und Götz Payer mit Schuberts Liederzyklus „Schwanengesang“
Großes Publikum im Martin-Luther-Haus

Schorndorf. Romantische Sehnsucht und Unbehaustheit, das sind die Themen in Franz Schuberts letztem Werk, ein nach seinem frühen Tod zum „Schwanengesang“ gebündelter Liederzyklus. Vor erfreulich großem Publikum stellten nun der Tenor Andreas Weller und Götz Payer am Piano das Werk mit eindringlichem Schmelz im Martin-Luther-Haus vor. Ein schmerzlich schöner Hörgenuss.

„Tränen“, „Träume“ und „Sehnsucht“ sowie „Rauschen“, „Schimmern“ und „Silbertöne“, das sind die Vokabeln, die sich wie die überbordenden Gefühle zusammenhaltende Schnüre, wiederholt und tief, in die Textkörper der von Schubert in seinem letzten Lebensjahr (1828) vertonten Gedichte eingegraben haben.
Die zerreißende Kluft zwischen Textoberfläche und Gefühlstiefe

Romantik, das ist die das unstillbare Begehren, die klirrende Fremdheit als Kehrseite des gemütlichen Biedermeier, die Wanderschaft immer schon hin zum Tod. Und der Meister dieser Romantik in der Musik, besonders in seinen Liederzyklen wie „Winterreise“, „Die schöne Müllerin“ und eben auch im „Schwanengesang“, das war der unglückliche Franz Schubert. Von den drei in seinem „Schwanengesang“ ihren Auftritt habenden Dichtern – Ludwig Rellstab (1799-1860), Johann Gabriel Seidl (1804-1875), Heinrich Heine (1797-1856) - ist heute allerdings nur noch Heinrich Heine bekannt.

„Rauschendes Bächlein, so silbern und hell“ beginnt das erste Stück des Zyklus, die „Liebesbotschaft“ von Ludwig Rellstab. Und gleich hier wird deutlich, dass die Klavierstimme den Sänger weniger begleitet, als die zerreißende Kluft zwischen Textoberfläche und Gefühlstiefe auszuloten. Da findet ein Tausch zwischen fernem Liebhaber und Bächlein statt. Das Wasser soll nun an seiner statt die Geliebte trösten und mit ihr von Liebe flüstern. Derweil verfließt das Piano, das Bächlein nachahmend, einfach stur neckisch weiter und weiter und weiter.
Der Aufschrei scheint immer mitkomponiert

Hier, wie auch in den anderen Stücken, ist der warme, lyrische Tenor von Andreas Weller von betörend schmelzender Hingegebenheit. Das Fatum der unerfüllten, unerreichbaren Liebe wird mit Innigkeit vom Sänger auskostend nachgeschmeckt. Das Schluchzen, der protestierende Aufschrei, sie scheinen aber in Franz Schuberts Musik immer auch mitkomponiert zu sein – nur sind sie eben nicht zu hören. Das ist in Liedern wie „Ihr Bild“ oder „Die Stadt“ von atemberaubender Schönheit. Und gerade in diesen beiden Stücken taucht auch Götz Payer am Piano in den dämonischen Klangzauber Franz Schuberts besonders beklemmend mit einem bejahendem Nach-Empfinden ein.

Das kann man, wie die Interpretation des „Schwanengesang“ von Ian Bostridge zeigt, auch widerspenstiger gestalten. Bostridges hellere Stimmlage ist klarer und kälter und legt so in den Ton des Sängers eine Gebrochenheit des Aufbegehrens gegen die romantische Schicksalsergebenheit. Es geht wohl beides.

Und wer wollte sich da wirklich entscheiden nach der zweiten Zugabe von Andreas Weller und Götz Payer. Ihr am Ende verhallendes „Warte nur balde, ruhest du auch“, dem letzten Vers aus Schuberts „Wanderers Nachtlied“, das war große, zutiefst berührende Kunst. Wie sie an diesem Konzertabend den romantischen Zauber im Schimmern der Tränen zum Klingen brachten, dem konnte man sich nicht entziehen.

  Programm: Franz Schubert
Schwanengesang D957
komponiert 1828
  Quelle: Schorndorfer Nachrichten vom 30. Januar 2018
Autor: Thomas Milz
     

 

Schubert „Winterreise“:
Lieder-Drama in Sankt Franziskus


Andreas Weller und Götz Payer führen in Sankt Franziskus in Wiblingen Franz Schuberts „Winterreise“ auf. Es ist das Lieder-Drama des Todgeweihten.

„Oh, er war mächtig, dieser Seelenzauber! Wir alle waren seine Söhne, und Mächtiges konnten wir ausrichten auf Erden, indem wir ihm dienten. ( . . . ) Es war so wert, dafür zu sterben, das Zauberlied!“ Nein, diese Sätze stammen nicht von Schubert, sondern von einem seiner größten Bewunderer: Thomas Mann. In dessen Roman „Der Zauberberg“ findet sich die vielleicht schönste Liebeserklärung an das Lied „Der Lindenbaum“.

Es ist sicherlich das bekannteste Stück aus Franz Schuberts Zyklus „Die Winterreise“ nach Texten von Wilhelm Müller, die der bereits von schwerer Krankheit gezeichnete Komponist ein Jahr vor seinem Tod zu Papier brachte. Das Werk ist ein Opus Magnum des Liedgesangs, das bis heute rein gar nichts von seinem „mächtigen Seelenzauber“ verloren hat.

Es bedarf allerbester Interpreten, um die enormen technischen und emotionalen Herausforderungen des Zyklus‘ zu meistern. Bei Andreas Weller (Tenor) und Götz Payer (Klavier) handelt es sich um zwei solche Meister ihres Fachs. Was das seit vielen Jahren eingespielte Künstler-Duo am Donnerstag in der Wiblinger Kirche Sankt Franziskus seinen Zuhörern bot, war ein Seelen-Krimi der extremsten Art, wie man ihn nur ganz selten erlebt.

Schon nach den ersten Takten und Versen von „Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh ich wieder aus“ aus „Gute Nacht“ war an der Intensität der Darbietung zu spüren, dass hier ein Lieder-Drama inszeniert wird, aus dem es kein Entrinnen gibt. Weller und Payer verzichteten auf alle Äußerlichkeiten und Effekte, verlegten die „Handlung“ der „Winterreise“, die auch rein nur als eine Metapher romantischer Verinnerlichung gelesen werden kann, konsequent in die Psyche des namenlosen Protagonisten.

Mit ihrer herausragenden Darbietung machten Weller und Payer die Verzweiflung fast körperlich und bis zur buchstäblichen Schmerzgrenze erfahrbar. Dabei wurde die Intensität des Vortrags zusätzlich dadurch gesteigert, dass die Künstler auf eine Pause verzichteten. Nach den letzten Takten des Schlusslieds „Der Leiermann“ herrschte lange Stille. Der dann einsetzende Applaus war befreiend – und verdient emphatisch.

  Programm: Franz Schubert
Winterreise op. 89, D911
  Quelle: Südwestpresse Ulm vom 28. September 2017
Autor: Burkhard Schäfer
     

 

"Von Liebe und Schmerz

Andreas Weller verfügt über einen sehr hellen, auch in den heikelsten Höhen ansatzlos leicht anspringenden, beweglichen Tenor. Kongenial getragen, umspielt und kontrapunktiert wird er von Götz Payers sensibel ausgehorchtem und lebhaft durchpulstem Klavierspiel. So entsteht eine Seelenklage, die trotz der Gefahr einer gewissen Sprödigkeit bewusst einen weniger spektakulären Weg geht: ohne große Gesten und Effekthascherei, dafür mit berührendem Gesang und düsterer Eindringlichkeit."

  Programm: F. Schubert
Winterreise op. 89, D 911
  Quelle: Südwest Presse (Autor: Otto Paul Burkhardt)
     

 

Ein Plädoyer für Schönheit und Wohlklang

Beim Konzert des Tenors Andreas Weller und des Pianisten Götz Payer in der Haigstkirche herrscht eine ganz besondere Atmosphäre: „als hätt’ der Himmel die Erde still geküsst“.

Haigst - Ist das Romantische Lied noch zeitgemäß? Wenn es dargeboten wird wie beim jüngsten Konzert des Tenors Andreas Weller und des Pianisten Götz Payer, so ist diese Frage uneingeschränkt zu bejahen. Zwar lockt ein Liederabend wie der in der Haigstkirche vorrangig ein älteres Publikum an, doch das Duo interpretierte die altmodisch anmutenden Lieder frisch und überzeugend.
Der Stuttgarter Andreas Weller, ein ehemaliger Hymnus-Chorknabe, besitzt eine Tenorstimme, die auch in den Höhen warm und rund ist. Er war unter anderem Schüler bei Christoph Prégardien und ist ein gefragter Evangelist und Oratoriensänger. Seine Vortragsweise ist reiner Wohlklang, doch auch mimisch und gestisch unterstreicht er die Dramatik der romantischen Texte, ohne je zu übertreiben. Auch Götz Payer begann als Hymnusknabe, studierte aber zunächst Philosophie und Literaturwissenschaften. Das profunde Wissen um die Texte romantischer Dichter wie Heinrich Heine oder Joseph von Eichendorff kommt den Programmen der beiden zugute. Als Liedbegleiter (er war unter anderem Schüler von Irwin Gage) ist Payer in ausreichendem Maß zurückhaltend, ohne auf einen eigenständigen Ausdruck zu verzichten.

Schumann, Herzogenberg und mehr

Der Abend begann mit dem 1840 entstandenen Liederkreis opus 39 von Robert Schumann, zwölf Vertonungen von Eichendorff-Gedichten. Das wohl bekannteste Lied aus diesem Zyklus ist „Mondnacht“ („Es war, als hätt’ der Himmel die Erde still geküsst“), das exemplarisch für die Atmosphäre stehen kann, die Weller und Payer zu schaffen imstande sind. Dabei begann das Klavier behutsam, der Sänger artikulierte genau, aber nicht übertrieben, kleine Gesten veranschaulichten den Text. Auch bei dem folgenden „Schöne Fremde“ blieb diese Balance zwischen Dramatik und Schönheit durchgängig gewahrt. Besonders spannend entwickelten die beiden die Erzählung vom alten Ritter („Auf einer Burg“), langsam beginnend und doch die Spannung bis zum Schluss haltend. Überzeugend war auch, wie Götz Payer die letzten Töne der meisten Stücke leise ausklingen ließ.
Heinrich von Herzogenberg (1843 bis 1900) ist ein eher selten aufgeführter österreichischer Komponist. Er war ein enger Freund von Johannes Brahms, der fand, er könne mehr „als wir alle zusammen“. Herzogenberg selbst nannte Schumann als Vorbild, der wiederum schwärmte, dessen Kompositionen seien „das Romantischste“, das er je gehört habe. Die Texte der vier vorgetragenen Lieder (Heinrich Heine, Theodor Storm, Paul Heyse und Ludwig Uhland) gaben dem Abend etwas Märchenhaftes. Die Vortragsweise des Duos machte Lust, die Gedichte erneut zu lesen. Besonders schön gelang den beiden die Erzählung von Uhlands „Der schwarze Ritter“, fast opernhaft gestaltet. Der hier geschilderte Tod erinnerte in seiner Eindringlichkeit an Mahlers „Kindertotenlieder“.

Gänse mit Standesdünkel

Mit acht Liedern von Max Reger (1873 bis 1916) zeigten Weller und Payer, dass die romantische Epoche bis ins 20. Jahrhundert hinein wirkte. Hier sorgten die witzigen Erzählungen einer Mäusejagd oder das lautmalerische Nachahmen von Gänsen mit Standesdünkel für Gelächter im Publikum. Besonders faszinierend aber war die Intensität, mit der Andreas Weller das lyrische Liebeslied „Glückes genug“ gestaltete und in der „Aeolsharfe“ die Töne hauchte, während er ihnen zugleich einen starken Ausdruck verschaffte. Als eine besonders zart gestaltete Zugabe beschloss Regers Abendlied „Des Kindes Gebet“ das Konzert. Es ist der Beitrag des Duos für die SWR2-CD „Wiegenlieder“ beim Carus-Verlag. Nachhören ist empfehlenswert.

  Programm: R. Schumann - Liederkreis op. 39
Werke von M. Reger und H.v. Herzogenberg
  Quelle: Stuttgarter Nachrichten vom 09.02.2016
Autorin: Sabine Schwieder
     

 

Zwischen Liebesleid und Todessehnsucht

"Wenn der Tenor Andreas Weller Franz Schuberts „Winterreise“ antritt, dann kann er besonders viel erzählen. Die schaurig-schönen Worte, die starren oder auch verklärten Blicke und Wellers biegsame Stimme gehen mit allen Mitteln der Kunst auf Reisen.
Bereits 2007 trat der Tenor im Auditorium des Michaelisklosters mit dem Pianisten Götz Payer diese sonderbar düsteren 24 Stationen zwischen Liebesleid, Rast- und Ruhelosigkeit, Bitterkeit und Todessehnsüchten an. Selbst in den wenigen hellen Dur-Vertonungen wird aus Dur Moll, und die dunklen Schatten, die in den Texten von Wilhelm Müller liegen, fallen mit aller Kraft in die Musik ein. Weller, der einen Tag vor dem Liederabend noch Bachs „Weihnachtsoratorium“ grandios mitgestaltete, zeigt, wie schnell er in die verschiedenen Welten der Musik eintauchen kann.
In der „Winterreise“ kultiviert Weller die Ausweglosigkeit und hält sie in all ihren subtilen Untertönen auch im berühmten Lied „Der Lindenbaum“ in den sanften Klängen der Erinnerung aufrecht.
Die romantischen Kunstlieder artikuliert der Tenor erstklassig, und seine ausbalancierte Deklamation bleibt vollkommen frei von übertriebenen Ausdrucksgebärden und unnötiger Dramatik.
Die Kette der Rückblicke, aber auch die Lebensqualen setzen sich in Wellers Gesang wie Stolpersteine auf einem schier endlosen Weg fest. Das Lied „Der greise Kopf“ setzt dem Tenor bildlich den grauen Schleier des Alters aufs junge Hupt. Und genauso trägt Weller das Bild des jungen Mannes, dem vor dem Leben grau, erschütternd in Töne, die aus sich heraus unpathetisch sprechen. Dieser Sänger bleibt ein Reisender, der dem Werk aus der Seele spricht. Hier darf man die in Dur getünchten Traumsequenzen aus dem einleitenden Lied „Gute Nacht“, den Rückblick auf bessere Zeiten, und das stete, zermürbende Unglück, direkt miterleben.
Doch was wären all diese Stationen ohne Wellers langjährigen Duo-Partner, den Pianisten Götz Payer? Dieses Du versteht sich geradezu blind und erklimmt die dunklen Gipfel dieses Liederzyklus. Payer, der wie Weller erste bedeutende musikalische Impulse von den Stuttgarter Hymnus-Chorknaben mitnahm und gleich Weller den Knabenchor collegium iuvenum Stuttgart mitbegründete, trägt intensiv die Stationen und Stimmungen durch sein maßvolles, selbst in hellen Klangmomenten dunkel getünchtes Spiel. So kann auch schließlich „Der Leiermann“ am Ende der Reise mit starren Fingern, starrem Blick und starrem Gesang in einer monotonen, ziellosen Welt morbiden Schrittes weiterziehen. Wohin? Was bleibt, ist der Weg in eine zermürbende, lastende Leere.
Die Künstler haben neben neuen, tiefen Einblicken in die „Winterreise“ einen bleibenden Eindruck bereitet. Einen schauerlich-schönen."

  Programm: Franz Schubert
Winterreise op.89
  Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung
Autorin: Birgit Jürgens
     

 

Die Passion der Entsagung

Das Publikum strömte reichlich. Es genießt auch ein besonderes Privileg. Immer wieder gibt Andreas Weller, der zur absoluten Spitzenklasse der lyrischen Tenöre im Lande zählt, gemeinsam mit seinem langjährigen Klavierpartner Götz Payer einen Liederabend im Nikolaus-Cusanus Haus. Denn sein Vater lebt dort im Altenheim. Am Samstagnachmittag gab es im überfüllten Saal noch dazu ein Gipfelwerk der Liedkunst zu hören: Franz Schubert Zyklus „Die Winterreise“.
Wie sein Begleiter kommt Andreas Weller aus der Schule der Stuttgarter Hymnus-Chorknaben und gehört zu den Initiatoren des Knabenchors Collegium iuvenum. Schon vor Jahren ist er als Liedsänger und Götz Payer als Begleiter auf einem Niveau angekommen, bei dem sich Weiterentwicklung nur noch in Nuancen verfolgen lässt, und allenfalls die Tagesform der Stimme noch einen Unterschied macht.
Bei der „Winterreise“ bekamen die Zuhörer ein weiteres Geschenk. Der 24-teilige Zyklus liegt ein wenig über der Länge, die auf eine CD passt. Aus diesen außermusikalischen Gründen oder Zwänge setzt sich allmählich eine Interpretation durch, die das Tempo insgesamt strafft. Manche Stücke bekommen den Raum und die Zeit, die sie brauchen, nicht mehr. Schon das war auf der Cusanus-Bühne anders und verstärkte die berückende, aber auch verstörende Intensität, mit der Andreas Weller und Götz Payer etwa das leichenfahle Finale des „Leiermanns“ gestalteten.
Es darf auch mal betont werden, dass der Gedichtzyklus jenes gewissen, 1827 jung gestorbenen Wilhelm Müller weit mehr ist als ein nur durch das musikalische Genie Franz Schuberts geadeltes volksliedhaftes Gereime eines mittelmäßigen Frühromantikers. Das ist Literatur, die den Tang eines Eichendorff oder Uhland leicht erreicht und übertrifft. Die „Winterreise“ ist – modern gesprochen – das Protokoll einer seelischen Zerrüttung, poetischer ausgedrückt eine Passion der Entsagung, der Vergeblichkeit unglücklicher Liebe und des Verlustes an Halt und Heimat im Motiv, das den verzweifelt geselligen Sonderling Franz Schubert zutiefst ansprach. Schobert empfand ihn nicht nur, erfühlte sich als dieser Wanderer, er war dieser Wanderer, „mit meinen heißen Thränen“, die gefrieren.
Zwar hat die „Winterreise“ keine eigentliche Handlung. Aber in den Worten des sogenannten lyrischen Ichs und in Schuberts Musik liegt eine ungeheure Spannung zwischen der wachsenden Verzweiflung versiegender Lebenskraft und immer wieder ausbrechender Hoffnung, Anwandlungen von Mut, trotzigem Aufbegehren und überschwänglicher Liebesbeschwörung. Der „Lindenbaum“ etwa wechselt in ahnungsvoll düsteres Moll, der „Frühlingstraum“ zerstieb jäh. Die hohe Liedkunst des lyrischen Tenors Andreas Weller wie seines Begleiters besteht zunehmend darin, diese Wechsel in aller intensiven Dichte und Dramatik darzustellen, und dabei nicht zu äußerlich expressiv, zu formlos wild zu werden. Sie halten Maß. Über allem muss der große traurige Ton dieses Großen Gesangs hörbar bleiben.
Das kann bewussten Verzicht auf pointierte Brillanz am Klavier, das kann eine disziplinierte Beschränkung bei gesungenen Spitzentönen bedeuten, die zum Schmettern, zum Forcieren und zum Drama verführen könnten. Das kann eine gar zu deutliche Sprachbildung, mit explosiven Konsonanten dämpfen um der musikalischen Linie willen. Wellers Stimme ist nicht in allen Lagen und an allen Tagen gleich kraftvoll und voluminös. Sein Lehrer, der große Christoph Prégardien, setzte ungeniert das Falsett ein, wenn die Stimme den immensen technischen Anforderungen nicht mehr gewachsen war und führte großartige Deutungen vor. Solchen Rang erreichte die „Winterreise“ Andreas Wellers und Götz Payers auch. Das beeindruckte Publikum applaudierte nach kurzer betroffener Stille so stürmisch, wie es an diesem Ort kaum je zu hören war.

  Programm: Franz Schubert - Die Winterreise
  Quelle: Stuttgart Zeitung vom 17.03.2014 (Martin Bernklau)
     

 

Nuanciert und mit großer innerer Intensität

Vor drei Jahren hat an der Stuttgarter Musikhochschule eine Konzertreihe mit dem Titel "Aluminade" begonnen. Ehemalige Absolventen der Hochschule, die sich inzwischen zu renommierten Sängern oder Instrumentalisten entwickelt haben, geben ein Konzert an ihrer alten Alma Mater. In der "6.Aluminade" konnte der Cello-Professor Peter Buck als künstlerischer Leiter den Tenor Andreas Weller und seinen Klavierbegleiter Götz Payer begrüßen. Wellers musikalische Wurzeln reichen bis zu den Hymnus-Chorknaben zurück, später wurde er zum Mitbegründer des Knabenchors collegium iuvenum Stuttgart. Vor allem im Oratorienfach und Liedgesang zählt Weller zu den gefragtesten lyrischen Tenören seiner Generation. Im gut besuchten Konzertsaal der Stuttgarter Musikhochschule sang er Franz Schubert Liederzyklus "Die schöne Müllerin". Auch hier faszinierten die klare Diktion und die hell timbrierte Tenorstimme, die in den von Sehnsucht und Melancholie gezeichneten Liedern emotionale Tiefe entfaltete. Munter beginnt der Zyklus mit dem volksliedhaften „Das Wandern ist des Müllers Lust“, doch schon im „Wohin?“ des zweiten Gedichts wandelt sich die Stimmung in Moll, und nach der „Danksagung an den Bach“ ist die Erregung des lyrischen Ich in den forcierten Bassakkordendes Klaviers mit Händen greifbar.
Nuanciert und mit innerer Intensität gestalten Weller und Payer die zweite Hälfte des 20-teiligen Liederzyklus. Der Moment des Glücks verkehrt sich zu Eifersucht, Sarkasmus, Resignation und Verzweiflung. „Trockene Blumen“ welken in einer fahlen Kantilene. „Des Baches Wiegenlied“ wird zur sanften Todesklage. Großer Applaus für eine makellose Interpretation.

  Programm: Franz Schubert - Die schöne Müllerin
  Quelle: www.LKZ.de
     

 

Beglückender Liederabend

"Glückes genug" hieß das letzte Lied, das Tenor Andreas Weller und sein Klavierpartner Götz Payer vor den beiden Zugaben in der Wiblinger Franziskuskirche zum Besten gaben. Max Reger hat es komponiert, und sein Titel hätte Motto über dem großartigen, buchstäblich mit jeder Note zutiefst beglückenden Liederabend stehen können. [...]

Payer, [...], und Weller agierten - ohne Übertreibung - auf künstlerischem Weltniveau. Intonation, Deklamation, Artikulation und das Zusammenspiel der beiden Spitzenkünstler: es hätte besser, intensiver und fesselnder kaum sein können. [...]

www.suedwest-presse.de

  Programm: Liederabend im Rahmen der Wiblinger Bachtage

mit Liedern von Max Reger, Hans Pfitzner, Edvard Grieg, Heinrich von Herzogenberg, Franz Schreker, Richard Strauss und Erich Wolfgang Korngold.
  Quelle: Südwest Presse vom 13.06.2013 (von Burkhard Schäfer)
     

 

liedduo (3K)